Grund- und Trinkwasserschutz
Der Grund- und Trinkwasserschutz hat im Bereich der Schleuse Erlangen eine ganz besondere Priorität. Denn die Schleuse liegt innerhalb des Wasserschutzgebiets Erlangen-Möhrendorf-Bubenreuth. Mehrere Brunnen in Schleusennähe dienen der Wasserversorgung - insbesondere der Stadt Erlangen.
Insbesondere durch den großen flächenhaften und tiefen Eingriff in den Untergrund bei der Herstellung der Baugrube und der Vorhäfen können unbeabsichtigt Schadstoffe bei den Baumaßnahmen ins Grundwasser dringen.
Frühwarnsystem und Abwehrmaßnahmen
Um die Qualität des Grund- und Trinkwassers während des Baus der neuen Schleuse sicherzustellen, wurden im Frühjahr 2017 neue Grundwassermessstellen sowie Schutzbrunnen im Bereich der Schleuse Erlangen eingerichtet.
Die 26 zusätzlichen neuen Grundwassermessstellen reagieren feinfühlig auf jede Veränderung der Wasserstände. Auch lassen sich über Probeentnahmen potenzielle Schadstoffe im Grundwasser schnell nachweisen. So können Gegenmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden.
Die 14 Schutzbrunnen, sog. Abwehrbrunnen, sollen potenzielle Schadstoffe aus dem Grundwasser der Baustelle direkt abfangen, um so zu verhindern, dass sie in die Trinkwasserbrunnen gelangen.
Großpumpversuch 2018 - Schutzwirkung der Abwehrbrunnen bestätigt
Um die Leistungsfähigkeit dieses Systems und die Schutzwirkung der "Abwehrbrunnen" zu testen, wurde im Oktober 2018 durch das Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg ein Großpumpversuch mit verschiedenen Entnahmeszenarien durchgeführt. Dabei wurden verschiedene Brunnengruppen alleine oder im Verbund an- und abgeschaltet. Die Entnahmemenge betrug maximal 37,5 m3 pro Stunde, also ungefähr 900 m3 pro Tag. Insgesamt wurden in den drei Wochen ca. 15.000 m3 Wasser gefördert und über ein provisorisches Leitungssystem in den Kanal abgeleitet.
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Schutzbrunnen zur Qualitätssicherung des Grundwassers - Absetzcontainer zum Absetzen von Schwebstoffen
Die Tests waren erfolgreich: Die Kapazität der Schutzbrunnen reicht aus, die Strömungsrichtung des Grundwassers, weg von den Trinkwasserbrunnen hin zu den Schutzbrunnen, umzukehren. Damit kann verhindert werden, dass etwaige Schadstoffe aus den Baustellenaktivitäten in die Trinkwasserbrunnen gelangen. Auch der Ausfall einzelner Schutzbrunnenstandorte lässt sich durch eine Erhöhung der Fördermenge der benachbarten Schutzbrunnen kompensieren. Die unterschiedlichen Szenarien des Pumpversuchs lieferten darüber hinaus wichtige Erkenntnisse für die Schutzbrunnensteuerung im Ernstfall. Natürlich waren die Stadtwerke Erlangen, die die Trinkwasserbrunnen nutzen, in die Versuchsanordnung, Durchführung und Auswertung eingebunden.
Trinkwasserschutz allein reicht nicht – das Trinkwasser muss auch in ausreichenden Mengen für die Versorgung der Stadt Erlangen zur Verfügung stehen
Für den Fall der Fälle, dass Schadstoffe in der Bauphase in den Boden gelangen und deshalb Trinkwas-serbrunnen vorübergehend außer Betrieb genommen werden müssen, wurde mit einem Drittversorger eine Vereinbarung getroffen, die sicherstellt, dass den Erlanger Stadtwerken im Notfall ein Ersatzwasserkontingent zur Verfügung steht.
Um aber auch für ein Worstcase-Szenario, bei dem viele Brunnen auf einmal außer Betrieb genommen werden müssen, gewappnet zu sein, wurden in den Jahren 2018 und 2019 drei zusätzliche eigene Trinkwasserbrunnen in der sogenannten „Mittelfassung“ gebaut.
Um diese neuen Brunnen für die Trinkwasserversorgung nutzen zu dürfen, führten die Stadtwerke Erlangen unter anderem im Oktober 2020 einen Pumpversuch durch. Dieser Pumpversuch gab Aufschluss über die tatsächlich zu gewinnenden Wassermengen der neuen Brunnen sowie die Auswirkungen auf die bereits bestehenden Brunnen im näheren Umfeld. Die Ergebnisse des durchgeführten Pumpversuches belegen eindrucksvoll, dass die Trinkwasserversorgung der Erlanger Bürger sowohl in der Qualität als auch in der Menge nach menschlichem Ermessen sehr gut geschützt ist.
Selbstverständlich werden diese Trinkwasserschutzmaßnahmen - die Ersatzwasserbereitstellung und die Brunnenneubauten - von der Wasserstraßen–und Schifffahrtsverwaltung des Bundes im Rahmen des Schleusenneubaus finanziert.
Darstellung Wirkung Schutzbrunnen: Partikel (Schadstoffe) aus der Baugrube werden zuverlässig von den Schutzbrunnen SB1a/b bis SB 7a/b abgefangen und können nicht zu den Brunnen der Trinkwassergewinnung rb01 und fb02 bis fb04 strömen.
Weitere Sicherungsmaßnahmen während der Bauzeit
Während der Bauzeit werden an der Schleuse Erlangen weitere Sicherungsmaßnahmen getroffen. Dazu gehören:
- die Abdichtung der Zufahrten, Lager- und Arbeitsflächen, um zu verhindern, dass Schadstoffe in die trinkwasserführenden Schichten gelangen,
- die logistische Gestaltung der Zufahrten und Arbeitsflächen, um das Risikopotenzial für Unfälle zu verringern,
- sowie die Vorgaben für das zuständige Bauunternehmen im Hinblick auf die Verwendung von wassergefährdenden Stoffen
Grund- und Trinkwasserschutz hat Vorrang beim Neubau der Schleuse Erlangen, die Erlanger Stadtwerke und das WNA arbeiten dabei eng zusammen.