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Sauberes Trinkwasser trotz Schleusenbau

Beim Grund- und Trinkwasserschutz während der Bauzeit arbeiten Erlanger Stadtwerke und WNA eng zusammen. Dazu haben wir mit Sigrid Kowol-Wagner, Geologin und Abteilungsleiterin Wasserbereitstellung der Erlanger Stadtwerke, ein Gespräch geführt:

Die Schleuse Erlangen liegt im Wasserschutzgebiet. Brunnen in der Nähe der Schleuse dienen der Wasserversorgung der Stadt Erlangen. Wenn jetzt die Schleuse neu gebaut wird, welche Auswirkungen kann dies auf das Grund- und Trinkwasser haben?

Das Neubauvorhaben liegt inmitten verschiedener Brunnengruppen. In diesem Schutzgebiet gibt es insgesamt ca. 30 Brunnen, von denen vier Brunnen über die Bauzeit aufgrund der unmittelbaren Nähe zur geplanten Baugrube außer Betrieb genommen werden müssen, da hier eine Beeinträchtigung mehr als wahrscheinlich ist. Mit einer Bautiefe von ca. 25 Metern greift es deut-lich in den oberen Grundwasserleiter ein, den wir auch zur Trinkwassergewinnung nutzen. Für weitere zehn Brunnen ist eine Beeinträchtigung nicht in letzter Konsequenz auszuschließen, allerdings weniger wahrscheinlich.

Welche Vorsorgemaßnahmen haben die Stadtwerke getroffen, dass keine Schadstoffe in den städtischen Rohrleitungen landen und jedem Erlanger Bürger weiterhin sauberes Trinkwasser in ausreichender Menge zur Verfügung steht?

Für die Durchführung der Baumaßnahmen müssen intensive Sicherungsmaßnahmen ergriffen und ein Schutz- und Notfallkonzept erarbeitet werden - dies sowohl auf Seiten des Bauherrn, WNA, als auch auf Seiten der ESTW AG. Da dieses Schutzkonzept nur dann greifen kann, wenn es gemeinsam erarbeitet und umgesetzt wird, befinden wir uns mit dem WNA in intensiver Abstimmung, die auch von Fachgutachtern und den wasserrechtlichen Behörden begleitet wird. Das machen wir schon seit Start der Planungsphase und werden dies auch weiterhin tun.

Mit Beginn der Bauzeit werden dann die am nächsten gelegenen vier Brunnen außer Betrieb genommen. Die anderen Brunnen, für die eine Beeinträchtigung nicht ausgeschlossen werden kann, werden mittels intensiver Grundwasseruntersuchungen überwacht, so dass ein nicht in letzter Konsequenz auszuschließender Schadstoffeintrag schnellstmöglich erkannt wird. Sollte dies der Fall sein, werden auch diese Brunnen zumindest vorübergehend außer Betrieb genommen, bis die entsprechenden Maßnahmen zur Sicherung greifen.

Um Trinkwasser in der nötigen Menge zu gewährleisten, haben wir für die vier während der Bauzeit stillzulegenden Brunnen in den Jahren 2017 und 2019 mit Unterstützung der „Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes“ im nächsttieferen „Grundwasserstockwerk“ (dem sogenannten „Sandsteinkeuper“) drei weitere Trinkwasserbrunnen errichtet.

Darüber hinaus wird eine sogenannte Ersatzwasserbereitstellung mit einem anderen Versorger vereinbart, sodass zusätzliches Trinkwasser über eine Fernleitung in das Erlanger Wassernetz eingespeist werden kann.

Haben Sie Ihr neues Brunnensystem schon einmal einem Realitätscheck unterworfen?

Ja, in einem Groß-Pumpversuch im Schutzgebiet Erlangen-West wurden vom 28.12.2019 bis Mitte Februar 2020 14 Trinkwasserbrunnen, die das Grundwasser aus dem Sandsteinkeuper beziehen, sowohl einzeln als auch im Verbund getestet.

Dabei ging es uns bei dem Pumpversuch nicht um die Gefahrenabwehr bei einer möglichen Beeinträchtigung durch den Schleusenneubau, dies hatte ja schon das WNA bei seinem Pumpversuch im Oktober 2018 mit gutem Ergebnis untersucht. Vielmehr wurde der Test als Leistungstest zur Ermittlung der optimalen Betriebsweise der zur Trinkwasserversorgung vorgesehenen „Keuperbrunnen“ durchgeführt.

… und wie erfolgreich war der Test?

Auch wenn die Ergiebigkeit der Mittelfassungsbrunnen etwas geringer ausfiel als berechnet, war die Leistungsfähigkeit in dem tieferen, weniger gefährdeten Grundwasserleiter sehr zufriedenstellend.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Erlangen und dem für den Neubau verantwortlichen Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg? Wer ist für was zuständig?

Wir befinden uns, wie gesagt, in sehr enger Abstimmung mit dem WNA. Das WNA erläutert regelmäßig den Stand seiner Planungsentwürfe, die ESTW prüfen diese auf die Belange des Trinkwasserschutzes hin und erarbeiten bei Bedarf ggf. Änderungsvorschläge, die den Grundwasserschutz besser gewährleisten können. Diese Prozesse finden wiederholt statt.

Das letzte Wort bei der Zustimmung zu den Planungen haben aber gemäß Planfeststellungsbeschluss immer die Fachbehörden, hier also das Wasserwirtschafts-, Umwelt- und Gesundheitsamt.

Glaube ist gut, Kontrolle ist besser. Prüfen Sie auch selber vor Ort, ob alle Auflagen erfüllt werden?

Selbstverständlich sind wir regelmäßig vor Ort und überprüfen die einzelnen Maßnahmen hinsichtlich Erfüllung der Auflagen sowie auch hinsichtlich potenzieller Beeinflussungen, die das Grundwasser beeinträchtigen können.

Und was passiert, wenn es doch passiert, wenn also die Messsysteme vor Ort während der Bauzeit erhöhte Schad-stoffmengen melden?

Dann werden potenziell betroffene Brunnen auch in Abstimmung mit unseren wasserrechtlichen Behörden und dem Gesundheitsamt sofort außer Betrieb genommen. Des Weiteren hat das WNA eine Reihe sogenannter Schutzbrunnen installiert, die im Falle einer Grundwasserverunreinigung gezielt Schadstoffe aus dem Bereich des Baufeldes über Grundwasserentnahmen abfangen können. Dieses Wasser kann dann gereinigt und in den Main-Donau-Kanal abgeleitet.

Falls hierdurch eine erhebliche Mengenminderung der Grundwasserförderung aus den Trinkwasserbrunnen entsteht, die wir nicht über unsere Trinkwasserbrunnen ausgleichen können, wird über die Ersatzwasserbereitstellung zusätzliches Trinkwasser zur Verfügung gestellt.

Damit ist die Erlanger Trinkwasserversorgung jederzeit sichergestellt.